Luis Hornstein, wird er einmal in einem Atemzug mit den Tischtennis-Helden der SV Böblingen aus den letzten 70 Jahren genannt werden? Helden wie Helmut Neusser, Ernst Kegreiß, dem Indonesier Harijanto Listijosuputro oder Jürgen Spengler, zahlreiche Heldinnen inklusive.
Die Chancen stehen gut, denn Luis Hornstein spielt seit 2015 bei den Männern I, unterbrochen nur von einem einjährigen Abstecher zum Oberligisten VfL Kirchheim, ist inzwischen Spitzenspieler bei der SVB und Drittbester der Verbandsoberliga mit einer 15:3-Ausbeute nach der Vorrunde. Bereits 2017 machte der Böblinger erstmals von sich reden als deutscher Meister der Leistungsklasse B.
Theater bei Hildegard Plattner und Fußball bei Josef Stegemann waren Hornsteins frühe Hobbys. 2008 fing es mit dem Tischtennis an beim damals 10-Jährigen Luis. Eigentlich noch früher. „Die Backstube war immer mein Garten und Spielplatz gleichzeitig, da hab ich auch abends die Tischtennisplatte aufgebaut“, erzählt der Spross einer Bäckerei-Dynastie vom Böblinger Postplatz schmunzelnd. SVB-Jugendtrainer Thomas Stegemann nahm ihn bald unter seine Fittiche und entwickelte mit ihm eine ganz spezielle Art von Tischtennis, „modernes Abwehrspiel“ genannt. „Thomas hat spezifische Abwehr-Seminare besucht und echt viel Zeit da reingesteckt. Und dann haben wir es zusammen ausprobiert und gemerkt, dass es uns beiden sehr viel Spaß macht“, berichtet Luis Hornstein. Freude am Sport ist dem Böblinger überhaupt sehr wichtig: „Wie mein Vater habe ich immer versucht, über den Faktor Spaß besser zu werden. Profi war nie mein Ziel. Dementsprechend trainiere ich nur zwei- bis dreimal die Woche. Viele andere haben fünf- bis sechsmal die Woche trainiert und dann aber keinen Spaß mehr gehabt und aufgehört“. Das Training zahlte sich aus, gepaart mit dem nötigen Ehrgeiz entwickelte sich Hornsteins Ranglistenwert von 1.700 im Jahr 2015 über 1.900 in 2017 auf heute 2.100. Das ist der aktuelle Bestwert im Bezirk Böblingen. Luis Hornstein wehrt mit der Rückhand konsequent ab und lauert darauf, mit der Vorhand anzugreifen. Diese variable Art zu spielen verwirrt manchen Gegner, erfordert aber viel Laufarbeit. „Gefühlt mache ich jedes Spiel einen Halbmarathon, da ich so viel vor und zurück laufe um jeden Ball zu fischen, auch wenn ich dafür mal hechten muss“, erläutert er.
Luis Hornstein, inzwischen Geologe mit Master-Abschluss, findet den Aspekt Mannschaftssport im Tischtennis cooler als Turniere oder Meisterschaften im Einzelsport und sieht noch einige Perspektiven für sein Team der SV Böblingen: „Diese Saison möchten wir auf jeden Fall die Klasse halten. Mittelfristig möchte ich mit der Mannschaft versuchen nach oben zu schauen, das Ziel lautet Oberliga. Ich denke, das ist durchaus drin mit unseren jungen Spielern wie Pascal Timke, der sich mit seinen 17 Jahren auf jeden Fall noch weiterentwickeln wird und mich früher oder später überholt.“ Also noch einer auf dem besten Weg zum SVB-Held.